Finanzmarktkrise, die 3. 
25.2.09, 11:04 - Dies und Das
gepostet von web doc

Wie lange wird diese Krise dauern?



ich werde versuchen im Laufe dieser Ausführungen eine Prognose zu geben. Zu erst möchte ich jedoch nochmals auf die Gründe und ein paar Folgen eingehen.

Man stelle sich einen großen Topf in einem schlecht beleuteten Zimmer vor, aus dem sich Geld nehmen darf. Jeder darf mal, jedes Jahr ein mal. Wo das Geld herkommt ist eigentlich egal, sowohl für unser Modell, als auch für diejenigen die reingreifen. Irgendwann, so nach 5 Jahren macht einer einfach mal das Licht an und schaut in diesen priklepritt Topf.

--- Wisst Ihr noch wie wir damals Witze über negative Zahlen gemacht haben in der 5. Klasse:
Stellt euch vor, 10 mann sind in einem Raum und 20 gehen raus. Dann müssen natürlich 10 mann reingehen, damit keiner mehr drinnen ist :-D --- So ähnlich sieht es im Topf aus.
Da war zu keinem Zeitpunkt Geld drin. Naja, sollen diejenigen, die vorher nicht vorhandenes "Schein-"Geld genommen haben, dieses einfach wieder zurücklegen, möge man sagen. Jedoch wurde Scheingeld in real Investiert. Das ergibt sich aus der Qualitätsgleichung des Geldes: Geld wird ziemlich oft wieder ausgegeben, keiner hält es lange fest.

Betrachten wir nun diese Qualitätsgleichung des Geldes: M x v = Y x P
Die Geldmenge multipliziert mit der Umlaufgeschwindigkeit ist das Volkseinkommen multipliziert mit dem Preisneveau. Setzen wir nun v konstant, so sehen wir dass eine Erhöhung der Geldmenge entweder Eine Erhöhung des BIP zur Folge hat, oder in einem Anstieg des Preisniveaus endet. Setzen wir nun auch p konstant (was erklärtes Ziel der Euroregion ist) so folgt, dass das BIP steigt.

_STOP_
Merkt ihr was? M wurde erhöht.... von denen die in einem schumrigen Raum in einen Topf griffen... M wurde fiktiv erhöht. Folgert weiter! Also wurde auch das BIP erhöht; und zwar für uns alle. Jahrelang haben wir alle unbewusst Geld ausgegeben, das nicht existent war. Ich sagte in einem früheren Blogeintrag "Das Geld ist nicht weg, es ist nur woanders." Das stimmt nicht; richtig muss sein:
Das Geld ist nicht weg. Es war nie da!

Das bedeutet, dass es ein wahres BIP Niveau hätte geben müssen, auf das wir uns zurückbewwegen müssen. .

Kommen wir nun zu den Folgen eines sinkenden Y auf Grund von "Wertberichtigungen". Wir stellen obige Gleichung um, und sagen Y=(MxV)/P --- Y sinkt. soweit waren wir.
Das ergibt 3 Möglichkeiten: M sinkt, V sinkt oder p steigt.
    - ein P anstieg wird mit aller Macht verhindert.
    - M sinkt!!! das wird im Monatsbericht der Bundesbank Februar 09 so ausgedrückt: Die Wachstumsdynamik der Geldmenge M3 hat sich im vierten Quartal merklich abgeschwächt.
    - und jetzt wirds bös: v sinkt: Man kommt nicht mehr an Geld ran ( hier versucht die EZB Geld reinzupumpen, die Bund.reg. Staatsbürgschaften zu vergeben)

Traurig, und Wahr! Richtig traurig ist das in Länder in denen kaum Strukturen zur Rettung bestehen: Ein bekannter aus der Ukraine bestätigte mir das das Land still stehe, die Währung im freien Fall sei und man sich Euros nur für 50% Zinsen bei der Bank leihen kann.

Obige Betrachtung bezieht sich ausschl. auf das Geldmarktgleichgewicht. Auf der Verwendungsseite, dem Gütermarkt (Y=C+I+G - Volkseinkommensverwendung=consum+Investitionen+Staatsausgaben) kann die Bundesregierung:
1. Investitionen fördern (Abwrackprämie)
2. Staatsausgaben erhöhen (kennt man)

All das ist nur Schönmalerei! Denn der nun Staat macht das, was was Investmentbänker vorher gemacht haben: Sie ziehen Investitionen vor, erhöhen das BIP kurzfristig mit Mitteln die in den nächsten Jahren dann nicht mehr da sein werden.


Weiter zum Faden:
Wie lange wird die Krise dauern? Unabhängig von den ergriffenen Maßnahmen gibt es ein fiktive BIP das wir als real empfunden haben und ein wahres, welches wir zu spüren bekommen.
Die Annäherung des realen verläuft nicht lineal, es gibt eine Art Halbwertzeit wie beim Zerfall radioaktiver Stoffe mit denen sich sowas annähert.
Erinnert ihr euch an den Bundeshelmut, wie er vor jubelnden Massen verkündete er sehe in blühende Landschaften in der Zone in 5 Jährchen? Er kannte das Sollow Modell nicht. Hiernach nähern sich volkswirtschaften einander an, da ärmere eine höhere Konvergenzgeschwindigkeit besitzen, diese sich aber im Laufe der annäherung reduziert (durch steigende Löhne, mehr freizeit etc.) Mankiw erweiterte dieses Modell 1992, dass es auch für uns im speziellen passt.

Da wir nun eine ordentliche Negativbeschleunigung erfahren haben, um auf unser wahres Niveau zu kommen, kann man die Halbwertzeit durchaus berechnen. ("man" - ich nicht).
    Zur Konvergenz der ehem. DDR an die BRD sagte das Modell (laut meines Professors Axel Weber) eine Halbwertzeit von ~ 25 Jahren vorraus. Das hiesse dass wir nach 75 Jahren den Unterschied nicht mehr wahrnehmen (wollen wir nochmal müde über die 5 Jahre lächeln?).

Meine Schätzung: Halbwertzeit 2-3 Jahre.

Man kann die Dauer der Krise also berechnen, und ich glaube das Herr Walter (Chefvolkswirt der Deutschen Bank) dies getan hat. Staatliche subventionen federn den Fall zum wahren Niveau ab, aber letzenendes wird es dauern, lange dauern. 5 Jahre? 10 Jahre?
keine Ahnung. Aber die Leute, die jetzt schon auf eine "deutliche Konjunkturaufhellung in Q2/09" (Wolfgang Klein, postbankchef --- "sonst Gnade uns Gott")spekulieren sollten sich Gedanken über ihre berufliche Zukunft machen.

Wir könnens nicht ändern. Die Regierung auch nicht, höchstens abmildern. Wir können daraus lernen, nicht in dunklen Räumen aus Karaffen zu trinken die nie alle werden wollen. Das fällt unter Wunder, dafür ist der reaktionäre Römische Knochen zuständig. Und die Regierung sollte öfter mal nachsehen, ob das Licht eingeschaltet ist.

So long,
Webdoctor

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